von Valentin Nussbaumer
Tatsache ist, dass wir alle unbewusste Vorurteile haben. Trotzdem wollen wir alle frei von diesen sein. Das wird uns zwar nie gelingen, aber wir können uns diese Thematik immer wieder in Erinnerung rufen und damit unseren Erfolg ausbauen. Sei es als Führungskraft in Gesprächssituationen wie der Personalselektion oder wir alle in den unterschiedlichsten Alltagssituationen.
Jede und Jeder hat unbewusste Vorurteile
Unser Gehirn arbeitet so, dass es während dem ganzen Tag auf bereits vorhandene Muster und Assoziationen zurückgreift. So werden Ressourcen für Anderes zurückgestellt. So denken wir doch alle an Pasta, Wein oder Olivenöl, wenn wir das Wort Italien hören. Das haben wir so gelernt oder erlebt und darum greift unser Gehirn sofort auf dieses Muster zu. Zudem werden zeitgleich Emotionen hinzugefügt, welche je nach Erlebtem positiv oder negativ sein können. Und schon sind wir auf dem besten Weg für unbewusste (Vor-) Urteile.
Auswirkungen im Berufsleben
Leiten Sie Teams oder entscheiden Sie über die Entwicklung von Menschen? Unabhängig von Hierarchie oder auch Erfahrungen, die unbewussten Vorurteile sind wie Templates in unserem Gehirn eingeprägt. Sobald ein «Bias» eingeprägt ist werden wir diesen immer wieder anwenden sobald wir in die passende Situation kommen. So sehen wir (hoffentlich nicht mehr) einen Mann als Führungskraft und empfinden Frauen in Führungsfunktionen als unsympathisch. Wir empfinden grundsätzlich mehr Empathie für Personen welche uns ähnlich sind. Täglich haben wir eine grosse Informationsflut und Erlebnisse zu verarbeiten. Unser «Bauchgefühl» hilft uns automatisch damit umzugehen. Doch genau diese Intuition ist nicht hilfreich, wenn wir beispielsweise eine Diversity - Strategie eines Unternehmens vorantreiben möchten. Unsere Vorurteile beeinflussen unsere Entscheidungen. So auch welche Personen wir zu einem Vorstellungsgespräch einladen und wen nicht, oder welcher Person wir in einer Konfliktsituation mehr Redezeit gewähren.
Und was heisst das nun in der Personalselektion?
Das strukturierte Interview hilft uns dabei Fragen zu stellen, unser Gegenüber zu erleben und vor allem auch ungeachtet von Sympathie fundierte Entscheidungen zu fällen. Die Falle ist gross, einfach zu vermuten wie ein Mensch «tickt» oder wie er oder sie wohl handelt in wichtigen Situationen. Mit Fragen bekommen wir Antworten und mit Hinterfragen der Antworten erfahren wir mehr. Ein Probetag hilft uns zudem dabei, eine Person zu erleben und Verhaltensweisen zu erkennen. Als Führungsperson dürfen wir das Beobachten nicht versäumen. Ein Probetag muss nicht produktiv sein. Er soll das gegenseitige Erleben möglich machen. Auch die Person, welche sich um eine Stelle bewirbt, will die Führungskraft oder das Team erleben.
Diversity und Inclusion
Selbstverständlich sind in einem Unternehmen unbewusste Vorurteile nur einer der Stolpersteine, wenn es um die Umsetzung der Vielfalt sowie der Heterogenität von Teams geht. Um die positiven Seiten der Vielfalt nutzen zu können dürfen wir nicht vergessen, dass auch bewusste Vorurteile wie Sexismus, Mobbing etc. zu den grossen Hürden gehören die gemeistert werden müssen. Diese Barrieren sind in allen Unternehmen vorhanden und unterschiedlich ausgeprägt. Die Aufgabe aller Vorgesetzten und nicht zuletzt auch die der Mitarbeitenden, ist entschieden dagegen vorzugehen. Und schon sind wir tief im Thema der Unternehmenskultur.
Leider können wir unbewusste Vorurteile nicht loswerden...
...aber wir können daran arbeiten uns diese Vorurteile bewusster zu machen. Dadurch können wir diese reduzieren. Gegenseitige Feedbacks sind hilfreich. «Offen und ehrlich» wollen wir alle sein. Also umgeben wir uns doch künftig einfach wieder öfters mit Menschen welche andere Denkrichtungen und Ansätze verfolgen und helfen unserem Gehirn die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Haben wir Sie zum Nachdenken angeregt?
Interessante Videos zum Thema
Nehmen Sie sich ein paar wenige Minuten Zeit. Diese Videos sind sehr aufschlussreich. Etwas Zeit zum Schmunzeln aber auch zum erkennen der Stolperfallen, so ähnlich wie wir sie alle schon erlebt haben.